Busfahrer/-in, die fachlich richtige Bezeichnung lautet KOM-Fahrer/-in, sind nicht einfach nur Busfahrer/-in, die einen Bus von A nach B und wieder zurückfahren.
Sie übernehmen große Verantwortung für Fahrgäste, den Bus, andere Verkehrsteilnehmer und sich selbst. Ganz schön viel auf einmal, oder? Lassen Sie diese Aussage aber mal auf sich wirken, denn jeder hat doch ein bestimmtes Bild oder Klischee im Kopf oder auch eine bestimmte Situation, wenn man etwas über diesen Beruf hört, liest oder selbst Erfahrung damit gemacht hat.
Welches Klischee hast du über Busfahrer?
Mein Name ist Lena, ich bin 23 Jahre jung und Azubi im dritten Lehrjahr zur Industriekauffrau im Stadtwerke Remscheid Verbund. Derzeit arbeite ich im Verkehrsbetrieb im Bereich Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Mit diesem Beitrag möchte ich den Beruf des Busfahrers näher beleuchten und die Vielfältigkeit dieser Tätigkeit aufzeigen.
Ich schon. Vor nicht allzu langer Zeit hatte dieser Beruf noch einen ganz anderen Stellenwert. Mittlerweile leidet dieser Beruf aber unter seinem Image und demzufolge leidet die Branche und es finden sich kaum noch geeignete Bewerber/-innen. Vielleicht kann ich mit diesem Beitrag das Image und die Sichtweise positiv beeinflussen.
Der Verkehrsbetrieb der Stadtwerke Remscheid benötigt ca. 220 Fahrerinnen und Fahrer, um Remscheids Liniennetz mit unseren 86 Bussen auf 29 Linien und mit ca. 630 Haltestellen zu bedienen. Unsere Fahrerinnen und Fahrer sind von morgens, wo sich die meisten von uns im Bett noch einmal umdrehen bis spät in die Nacht unterwegs.
Wie die Schicht eines jeden Fahrers und einer Fahrerin beginnt, entscheidet sich schon deutlich vor Arbeitsbeginn – nämlich in der Dienstplanung. Wie die funktioniert, kann man hier nachlesen.
Die Linien und somit auch die Route, die unserer Fahrerinnen und Fahrer an 365 Tagen im Jahr fahren, ändern sich fast täglich und hier beginnt schon die Herausforderung, denn jeder Fahrer und jede Fahrerin muss alle Linienwege kennen und fahren deswegen ständig unterschiedliche Linien – manchmal auch zwei während einer Schicht. So wird es nie langweilig. Und dies bringt mit sich, dass der Dienstbeginn auch unterschiedlich startet und der Wecker jedes Mal anders klingelt. Ach übrigens! Auch die Kolleginnen und Kollegen aus der Verwaltung, die einen Busführerschein besitzen, unterstützen den Fahrdienst gerade schon mal morgens vor ihrem Bürojob und übernehmen einen Dienst. Unser Fahrpersonal fährt übrigens nach der BOKraft. Die BOKraft ist eine Verordnung über den Betrieb von Kraftfahrunternehmen im Personenverkehr und ist am 1. Mai 1982 in Kraft getreten. Sie regelt den Betriebsablauf in einem Verkehrsunternehmen, welches Personen befördert und definiert die Mindestanforderungen für Kraftfahrzeuge. Diese Betriebsordnung wird ergänzt durch Fahrdienstvorschriften, die in jedem Verkehrsbetrieb unterschiedlich sind. Dann gibt es noch die bundesweiten Regelwerke und auch die Straßenverkehrsordnung, an die sich natürlich alle halten müssen.
Wenn die Kollegen und Kolleginnen morgens auf den Betriebshof kommen, holen sie sich zunächst beim Pförtner ihre „Fahrerkarte“ ab. Diese ist für sie eine Art Übersicht für diesen Tag, weil dort draufsteht, welche Haltestellen zu welcher Uhrzeit auf der Linie angefahren werden müssen, wo ein Fahrerwechsel stattfindet, wo Pausen gemacht werden und wo eventuell Anschlüsse abzuwarten sind. Zusätzlich stehen diese Infos natürlich auch auf dem Fahrzeugrechner im Bus.
Im Fahreraufenthaltsraum angekommen, ist so früh morgens schon einiges los. Manche essen sich noch eben schnell ein Brot, andere blättern in der Zeitung oder versorgen sich mit Kaffee und halten einen Plausch mit den Kolleginnen und Kollegen bevor es dann auf den Bus geht.
Einer von neun Verkehrsmeistern, der die Frühausfahrt koordiniert, teilt jedem Fahrer und jeder Fahrerin einen Bus zu, welche nach Spur in den Wagenhallen 1 und 3 angeordnet sind. Die Busse werden von den Werkstattmitarbeitern der Spätschicht am Abend zuvor in die Spuren aufgeteilt. Diese Übersicht bekommt dann morgens der Verkehrsmeister, so weiß er genau welcher Bus wo am Abend zuvor abgestellt wurde.
Wenn es soweit ist, herrscht reges Treiben in der Wagenhalle, da gefühlt alle gleichzeitig ausfahren.
Bevor der Bus jedoch die Halle verlässt, muss jeder Fahrer die Abfahrtskontrolle am Bus durführen. Das bedeutet, dass der Bus durchgecheckt wird, z.B. müssen die Lichter und Blinker auf Funktionalität überprüft werden, es wird geschaut, dass die Reifen genügend Luft haben und die Türen auf Knopfdruck öffnen und schließen und einiges mehr.
Wird bei der Kontrolle z.B. festgestellt, dass die Druckluft zu niedrig ist, kann noch schnell Abhilfe geschaffen werden, denn neben jedem Bus hängt ein Luftschlauch in der Wagenhalle von der Decke, sodass der Speicher schnell wieder aufgefüllt werden kann. Und dann geht`s auch schon los und der Bus fährt vom Hof.
Da es um diese Uhrzeit noch dunkel ist, wird für die einen oder anderen Kollegen schon an den ersten Haltestellen die Herausforderung deutlich: Selbst wenn Haltestellen gut ausgeleuchtet sind, verschwinden Fahrgäste optisch schnell hinter dem Haltestellenmast mit Mülleimer oder sind dunkel gekleidet und so kaum von der dunklen Nacht zu unterscheiden.
Unsere Fahrerinnen und Fahrer haben Ihre Augen aber nicht nur auf der Straße, sondern müssen auch Fahrgäste im Bus im Blick haben. Haben alle einen sicheren Halt bei Abfahrt von der Haltestelle? Sind mobilitätseingeschränkte Fahrgäste dabei, die erst einen Sitzplatz einnehmen müssen? Trotz Zeitdruck darf der Fahrer diesen Sicherheitsaspekt nicht außer Acht lassen.
Um diese Uhrzeit ist es aber noch relativ ruhig auf den Straßen und nur absolute Frühaufsteher sind auf den Beinen. Dies ändert sich sobald der Berufs- und Schülerverkehr einsetzt, dann steigt nicht nur die Zahl der Fahrgäste, sondern die Straßen werden voller und der Fahrer muss sich noch mehr konzentrieren. Denn dann nimmt auch der Lärmpegel zu. Verspätungen sind jetzt kaum vermeidbar. Jetzt heißt es Ruhe bewahren und konzentriert bleiben. Der Fahrplan ist auf die Sekunde getaktet. Die Fahrgäste erwarten absolute Pünktlichkeit, auch trotz des Berufsverkehrs und des oftmals schlechten Wetters. Und da heißt es ruhig bleiben und mit dem Stress umgehen können. Eigentlich sollte man sie dafür doch bewundern, dass sie so ein riesen Gefährt vollbesetzt mit Menschen unter Zeitdruck durchs Verkehrschaos zirkeln, oder? Und mal ganz ehrlich: wie oft erwischen wir uns selbst, dass wir Stress empfinden, wenn wir mit dem Auto fahren, im Stau stehen und einen wichtigen Termin nicht einhalten können? Unsere Fahrerinnen und Fahrer haben dies jeden Tag über mehrere Stunden! Da hilft das Ärgern über ein falsch geparktes Auto nichts, wenn dies im Haltestellenbereich parkt und man deswegen den Bus nicht bis an den Bordstein fahren kann oder eine Durchfahrt versperrt wird, und es deswegen zu Verspätungen kommt. Unsere Kollegen müssen ruhig, konzentriert und im Idealfall auch freundlich bleiben. Dass es dennoch den ein oder anderen gibt, der dies dann manchmal nicht kann, ist verständlich, denn sowas ist menschlich und irgendwann reißt bei jedem Mal der Geduldsfaden. In den seltensten Fällen sind Verspätungen der Busse aber durch unser Fahrpersonal verschuldet.
Neben der sicheren Beförderung von Fahrgästen kommt hinzu, dass sie Tickets verkaufen und kontrollieren und auch Auskünfte erteilen. Oft sind sie auch Streitschlichter im Bus oder helfen mobilitätseingeschränkten Fahrgästen beim Ein- und Ausstieg. Das Aufgabengebiet ist also sehr umfangreich, es ist Fingerspitzengefühl im Umgang mit Kunden gefragt, und es geht über das Fahren von A nach B und wieder zurück weit hinaus.
Und nachdem der Bus nach einem langen Tag zurück in der Wagenhalle ist, muss noch die Abrechnung der Tageseinnahmen erfolgen. Ebenfalls informieren sich die Kollegen dann über aktuelle Umleitungen, Baustellen und erkundigen sich nach ihren Diensten für die nächsten Tage. Und danach geht es dann in den wohlverdienten Feierabend...zumindest für die meisten Kollegen.
Die, die im geteilten Dienst arbeiten, haben ein paar Stunden frei und treten dann die zweite Schicht an diesem Tag an.
Schon ein sehr anspruchsvoller und auch vielseitiger Beruf mit viel Verantwortung, oder? Ich hoffe, ich konnte den Beruf des Busfahrers ein wenig näher beleuchten und ihr habt einen Eindruck von dem Berufsalltag des Busfahrers bekommen, der auf mich schon sehr stressig und anstrengend wirkt. Wie wäre es denn, wenn Sie das nächste Mal, wenn Sie in einen Bus steigen, einfach mal den Fahrer anlächeln und ihm sagen, dass er seine Sache toll macht? Ich verspreche Ihnen, dass man Ihnen dann ein Lächeln schenkt.
Und weil der Beruf ja doch irgendwie auch cool ist, denn wer kann schon behaupten, dass sein Dienstwagen rund 299 PS hat, haben wir da mal ein kurzes Filmchen drüber gedreht